Einflussgröße Setzerscheinungen

Auswirkungen auf den Montageprozess

Setzerscheinungen

Grundsätzlich behandeln alle beschriebenen Anzugsverfahren zunächst nur das im Augenblick des Schraubenanzugs aufgebrachte Drehmoment bzw. die erzeugte Vorspannkraft. Tatsächlich führt jedoch, wie bereits im Verspannungsschaubild D (unter Grundlagen Schraubtechnik) dargestellt, ein Setzvorgang in der Schraubverbindung in praktisch allen Fällen zu einer Verminderung der verbleibenden Momente bzw. Vorspannkräfte.

Setzerscheinungen treten u.a. beim Verschrauben von weichen Werkstoffen auf, wie z.B. bei Verschraubungen von Kunststoff oder wenn zwischen den zu verschraubenden Teilen Dichtelemente eingebracht sind. 

Ein Beispiel: Eine Silikondichtung wird zwischen Pumpengehäuse und Deckel mittels 4 Schrauben montiert. Selbst wenn das Anzugsdrehmoment eine hundertprozentige Vorspannkraft erwarten lässt, geht diese durch das "Setzen" des Silikons nach und nach verloren. Die Folge: die Pumpe wird undicht.

Diese Situation führt sehr häufig zu Problemen bei der Qualitätsüberwachung von Schraubanlagen. Nur in seltenen Fällen sind Setzerscheinungen exakt voraus berechenbar. Fast immer müssen sie mit aufwändigen Versuchen an Originalbauteilen ermittelt werden. Die DEPRAG unterstützt Sie dabei mit umfassenden Schraubfallanalysen. Ergebnis dieser Schraubfallanalyse ist eine Aussage über das geeignete Anzugsmoment und das ideale Anzugsverfahren. Setzerscheinungen werden selbstverständlich dabei mit berücksichtigt. 

Bei einer derartigen "weichen Verbindung" zieht der Techniker im Testlabor die Schraube zunächst bis zum ermittelten Anziehdrehmoment an und nach einer gewissen Zeit erneut nach. Das "Weiterdrehmoment" gibt Aufschluss über Setzerscheinungen und ihre Auswirkung auf die Vorspannkraft".

Bei einer Vielzahl von Schraubverbindungen hat sich gezeigt, dass der größte Teil des Setzvorganges der Schraube bereits in den allerersten Millisekunden nach dem Anzug stattfindet.

Dies bedeutet, dass man in einigen Problemfällen bereits mit einer niedrigeren Schrauberdrehzahl eine Verbesserung erreichen kann, da der Anzugsvorgang in die Länge gezogen wird und bereits ein Großteil der Setzerscheinungen während des Anziehens stattgefunden haben.

Reicht diese Maßnahme nicht aus, gibt es die Möglichkeit, den Anzug mehrstufig durchzuführen. Dies kann z.B. durch ein Anziehen auf 80 % des Endmomentes, einer nachfolgenden Wartezeit und darauf folgendem Endanzug geschehen. Es sind hier praktisch beliebige Kombinationen von Voranzug, Wartezeit, Lösen der Verbindung, erneutem Anzug denkbar.